Sonntag, 4. November 2018

In Teufels Küche

Herbst.
Neblige Schwaden wabern über das Land.
Und wir?
Kommen in Teufels Küche.
Das ist in Obergünzburg und ein ganz zaubermystischer Ort.
Und nur einfach wandern? Das ist bei unserer Tochter nicht drin. Daher entstehen beim Wandern (wie auch bei sonstigen langweiligen Sachen - Schlafen gehen zum Beispiel) Geschichten, die die Zeit verkürzen.

Sie bekommt nie davon genug. Daher heute: Die Geschichte von Teufels Küche.


In Teufels Küche

Der Teufel hatte Hunger und wollte sich etwas zu Essen machen. Er stellte einen riesigen Kessel aufs Feuer in seiner Küche und begann allerlei Zutaten hinein zu werfen. Er machte sich keine Gedanken darüber, als es in dem Kessel gar eigentümlich zu brodeln begann. Vergnügt und hungrig kochte er weiter (man muss wissen, dass der Teufel noch niemals einen Kochkurs besucht hatte).
Auf einmal gab das Gebräu des Teufels einen seltsamen Laut von sich, es hörte sich an, als würde ein alter, vom Sodbrennen geplagter Riese einen Rülpser machen, der sich zu einem lauten Donnergrollen steigerte.
Verwundert trat der Teufel einen Schritt näher an den Kessel heran und schielte mit einem Auge in den riesigen Kessel. Er sah dabei zu, wie sich das Gebräu aufwölbte und wie Lava im Kessel waberte.
Auch das zweite Auge schob er nun über den Kessel und jetzt stach dem Teufel ein eigentümlicher Geruch in die Nase.
Er riss weit die Augen auf und gerade, als er seinen Mund zu einem lauten Schrei öffnete, explodierte sein Mittagessen mit einem ohrenbetäubendem Knall.
Der Teufel flog wie eine Rakete durch den Wald und das laute Geräusch der Explosion erschütterte die Berge in der näheren Umgebung.
Mit donnerndem, bitterbösem Getöse lösten sich die umligenden Felsen und polterten ungebremst und immer schneller werdend ins Tal hinab. Sie rissen dabei allerlei Bäume und Sträucher mit sich in die Tiefe. In dem gigantischen Krater, den der Kessel des Teufels gerissen hatte, blieben die Felsen und Bäume seltsam geformt aufeinander liegen und säufzten leise, als sie alle ihren Platz gefunden hatten.

Drei Tage und drei Nächte später erreichte der Teufel wieder seinen Wald, er konnte sein Haus jedoch nicht mehr finden. Statt dessen musste er über haushohe Gesteinsbrocken klettern, die seltsame Höhlen geformt hatten. Missmutig machte sich der Teufel daran, sich ein neues Haus zu bauen.

Das mit dem Kochen hatte sich aber für viele Jahre für den Teufel erledigt, denn der Metzger des Ortes verkaufte ihm nie mehr Fleisch ("Das fehlt uns gerade noch, dass du mit deiner Kocherei noch einen solchen Steinschlag verursachst!") und daher musste der Teufel sich nun von Beeren und Früchten des Waldes ernähren.


Für Kinder ist die Teufelsküche ein Abenteuer. Höhlen gibt es zu erkunden, man muss über oder unter Baumstämme klettern, zur Herbstzeit liegt alles voller Buchenblättern, unter denen man sich vortrefflich verstecken kann.


Auch für die Erwachsenen ist es ein ganz besonderer Ort mit dem Prädikat "unbedingt empfehlenswert". Übrigens kann man vor Ort auch die Legende von der Teufelsküche lesen. Ich fand meine Variante besser :)


Nun, den Weg zurück musste natürlich auch erzählt werden. Nämlich:

Die Geschichte von den sieben Hühnern

Sieben Hühner hatten eines Tages die Gelegenheit aus dem Hühnerstall auszubrechen. Sie liefen munter darauf los und landeten im Wald des Teufels. Sobald die Hühner den Wald betraten, begann der Teufel ihren Geruch zu erschnuppern und er begab sich auf die Suche nach den Hühnern. Der Teufel hatte schon seit vielen Jahrhunderten kein Fleisch mehr zu essen bekommen (der Metzger verkaufte ihm immer noch keins) und er hatte es satt, ständig Beeren und Früchte des Waldes zu sammeln.
Leise schlich er sich an den Ort, an dem er die Hühner vermutete. 
Doch die Hühner hatten ihn kommen hören. Sobald er in ihrer Nähe war, vergruben sie sich unter den wunderbar gelb-roten Buchenblättern und kicherten leise, weil sie dem Teufel so ein Schnippchen schlugen.
Sobald sich der Teufel entfernte, flatterten sie aus ihrem Versteck und gackerten wild umher. Der Teufel wurde immer wilder und wütender, denn sobald er sich umdrehte, vergruben sich die sieben Hühner unter den Blättern und lachten sich ins Fäustchen.
Schließlich geriet der Teufel außer sich vor Zorn. Wutentbrannt rannte er zur Stelle, an der er die Hühner das letzte Mal hochfliegen sah. In seinem Zorn vergaß er jedoch, dass an dieser Stelle seit seiner letzten Kochaktion ein riesen Krater war und in diesen fiel er mit großem Geschreih und wüsten Verwünschungen. Als er unten am Boden lag und nach oben sah, blickte er in die kleinen, spitzen Gesichter der sieben Hühner, die laut gackerten.
Die Hühner jedoch waren der Meinung, dass sie genug Abenteuer für einen Tag gehabt hätten. Sie pickten auf dem Weg zum Wald hinaus noch einige Bucheggern auf und liefen vergnügt zurück zum Hühnerstall...


Ja, und wie nun der Teufel in dem Stein (siehe oben im Bild) gefangen wurde und nicht mehr heraus fand - das ist eine ganz andere Geschichte!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen